Geld- und Ressourcenverschwendung und mehr Lichtverschmutzung

Am 13.7.2023 beschloss der Gemeinderat gegen die Stimmen der Grünen, neue Straßenlaternen in der Frühlingstraße, der Friedenstraße und der Egenburgstraße zu installieren. Es sollen die gleichen Leuchten wie am P&R-Platz und am Schoppen verbaut werden.

Wir waren für die Beibehaltung der alten Beleuchtung und Bau einer neuen Laterne anstatt der über der Straße aufgehängten Leuchte aus folgenden Gründen:

  • der von der Bayerischen Staatsregierung herausgegebene „Leitfaden zur Eindämmung der Lichtverschmutzung“ wurde nicht beachtet
  • durch die geplanten zusätzlichen Leuchten wird die Leuchtdichte extrem erhöht, somit steigt die Lichtverschmutzung und das ist schlecht für die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen
  • der Haushalt der Gemeinde ist sehr angespannt: wir müssen gut überlegen, ob Ausgaben wirklich nötig sind
  • bei den bestehenden Masten soll der gesamte Leuchtenkopf gewechselt werden, momentan sind dort sogenannte „Retrofit LED“ verbaut (ein Leuchtmittel, das jederzeit gewechselt werden kann); so ein Leuchtenkopf enthält sehr viel mehr Ressourcen als ein einfaches kleines Leuchtmittel und muss immer komplett getauscht werden
  • ein gesamter Leuchtenkopf kostet ca. 500 €, eine Retrofit-LED nur ca. 85 € (diese werden momentan standardmäßig alle vier Jahre ausgetauscht)
  • im Bereich der Einmündungen von Frieden- und Frühlingstraße in die Egenburgstraße werden auf engem Raum 5 Laternen stehen, mit Abständen von teilweise deutlich unter 20 Metern
  • ein anderer Leuchtentyp mit einer Farbtemperatur von weit unter 3000 K wäre besser
  • die neuen Köpfe wären zwar dimmbar, aber die momentane Nachtabschaltung ist zur Energie-Einsparung und zur Verminderung der Lichtverschmutzung wirksamer
  • Nachtrag vom 18. Juli: nach zufälligen Gesprächen mit manchen Anwohnern weiß ich, dass diese mit den Plänen zur neuen Beleuchtung sehr kurzfristig konfrontiert wurden und damit nicht einverstanden sind

dieser Kopf müsste immer komplett getauscht werden, wenn er defekt ist

Ein paar Anmerkungen:

  • Die DIN EN 13201, nach der geplant wurde, ist eine Industrienorm, die von Leuchtenherstellern herausgegeben wurde. Selbstverständlich berechnet jemand, der Lampen verkaufen möchte, die nötige Beleuchtung anders als jemand, der Lichtverschmutzung vermeiden möchte.
  • Auszüge aus dem „Leitfaden zur Eindämmung der Lichtverschmutzung“ des bayerischen Staatsministeriums:
    – „Bei der Planung der Straßenbeleuchtung wird oft die Norm DIN EN 13201 herangezogen, die allerdings keinen gesetzlichen Charakter hat.“
    – „Innerhalb geschlossener Ortschaften haben die Gemeinden nach ihrer Leistungsfähigkeit die öffentlichen Straßen zu beleuchten, wenn das dringend erforderlich ist (Art. 51 Abs. 1 BayStrWG).“
    – „Kurzwelliges Licht (Blaulicht) im Farbspektrum vermeiden. Optimal ist eine Farbtemperatur von 1800 bis maximal 3000 Kelvin (K), in der Nähe von Schutzgebieten maximal 2400 K.“
    – „Auch bei Neuinstallation oder Umrüstung von Straßenbeleuchtung auf LED ist eine warmweiße Lichtfarbe bis maximal 3000 K ideal.“
  • Die Lichtfarbe wird in Kelvin angegeben. Je höher die Lichtfarbe ist, umso greller wirkt das Licht. 4000 K ist kaltweißes Licht, das besonders schädlich für Insekten ist. „Warmes Licht“ heißt hier nicht, dass die Lampe heißer ist, sondern dass die Farbe wärmer ist. Früher hatten wir in Kirchheim gelbe Natrium-Dampflampen mit einer Farbtemperatur von 1800 K.
  • Wünschenswert wäre es bei der Nachtabschaltung, dass die Laternen erst um halb eins ausgehen, damit alle, die um 0:02 Uhr mit dem Zug ankommen, noch Licht für den Heimweg haben. Dafür könnte man die Laternen erst um fünf Uhr wieder anstellen, also eine halbe Stunde vor dem ersten Zug.

Hier kann man den „Leitfaden zur Eindämmung der Lichtverschmutzung“ des bayerischen Staatsministeriums kostenlos herunterladen:

https://www.bestellen.bayern.de/application/applstarter?APPL=eshop&DIR=eshop&ACTIONxSETVAL(artdtl.htm,APGxNODENR:34,AARTxNR:stmuv_natur_0025,AARTxNODENR:357556,USERxBODYURL:artdtl.htm,KATALOG:StMUG,AKATxNAME:StMUG,ALLE:x)=X

Antje Boyks ist Apothekerin. In Zeiten der Klimakrise versucht sie, die Welt ein bisschen besser zu machen. Das fängt an beim Ressourcenschutz (Altbausanierung, Dinge so lange wie möglich nutzen, wenig Konsum), geht über die Nutzung regenerativer Energien und endet in politischer Beteiligung.

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