Eine politische Jahreswechsel-Glosse

Oder „Achtung Satire?“

Teil 2

Dreckloch.

Was ist das eigentlich? Ein Dreckloch? Das Wörterbuch hilft: ↗Absteige · schlechte Unterkunft ● ↗Klitsche ugs. ↗Baracke · ↗Behelfsbau · ↗Bretterverschlag · Einfachst-Behausung · Einfachst-Unterkunft · ↗Verschlag ● ↗Kabache westfälisch, Rotwelsch · ↗Bretterbude ugs. Aber auch ein Stadtteil von Elberfeld nennt sich „Dreckloch“. Und noch einige andere „Drecklöcher“ gibt es…

In meinem Fall aber ist leider immer „Kirchheim in Unterfranken“ gemeint. Das hat mit meinem Auto zu tun. Eigentlich nicht spezifisch mit meinem, sondern eigentlich mit jeden Auto, das aus Kirchheim oder Gaubüttelbrunn kommt.

Ein Bekannter von mir hat es sich zur Gewohnheit gemacht, mich folgendermaßen zu begrüssen: „Na, wohnst du immer noch in diesem Dreckloch?“- wobei er dann mitleidig den Blick von mir zu meinem völlig dreckverkrustetem Auto wechselt. Und zurück. Und nochmal. Arsch!

Dann fällt mir wieder ein, was ich erfolgreich verdrängt hatte. Etwas was nicht normal ist, obwohl sie immer wieder behaupten, es wäre „ganz normal“. Kirchheim ist wirklich ein „Dreckloch“. Als überzeugter und zugezogener Kirchheimer versuche ich das natürlich nicht so an mich ranzulassen. Man hat so seinen Stolz.

Aber die Wahrheit siegt: Schau ich auf meinen Job-Parkplatz in Würzburg und fluchte perspektivisch die Reihe der geparkten Fahrzeuge durch, sind alle Fahrzeuge so sauber, dass man sich drin spiegeln kann, nur eines starrt überbordend vor Dreck: Mein rumänischer Karpaten-Porsche 🙁

Hier und auch bei der ständig wachsenden Verkehrsbelastung in Kiri setzen Verwaltung und Gemeinderat auf verschiedene Effekte bei der Bevölkerung. Erstens Verdrängung: „Ach das ist gar nicht sooo schlimm…“ Zweitens bessere Zeiten: Im Sommer im Schwimmbad sind die matschverschmierten Windschutzscheiben weit weit weg…- Drittens Pseudolösungen: „… wird eine Reinigungsmaschine angeschafft…“

Mein Therapeut sagt: Verdrängung ist ganz schlecht – mach das nicht! Außerdem klappt das Muster der Verdrängung beim täglichen LKW-Wahnsinn schon lange nicht mehr. Der Strom der Laster versiegt auch im Sommer nicht und die Geschwindigkeitsübertretungen sind trotz gemeindlicher Statistiken vorhanden (Uralte Weisheit der Anwohner; Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gemacht hast.)

Zu guter Letzt das Beschwichtigungs-Highlight überhaupt. Die Strassen-Reinigungs-Maschine! Wer sie gesehen hat, weiss was sie kann: Innerhalb weniger Minuten verwandelt sie eine völlig dreckverkrustete Fahrbahn mit Hilfe von Unmengen Wasser und einer Bürste in eine lebensgefährliche, glitschige, schleimige Mega-Rutschbahn. Ich habe von Jugendlichen aus dem Ruhrpott gehört, die extra und mitten in der Nacht hierherfahren um auf frisch „gereinigten“ Straßen in Kiri zu driften. („Driften“ erkläre ich jetzt nicht, ihr könnt das selber nachlesen).

Da die Grünen ja jetzt im Gemeinderat sind, wissen wir ganz gut was so läuft, wenn es um zu viel Verkehr, zu viel Dreck, zu viel Lärm geht. Es läuft nix. Nullkomma nix. Das wollen wir ändern. Ein Verkehrs-Workshop mit den Bürgern. Sinngemäßes Zitat eines GR-Mitglieds: Bürger? Bürgerbeteiligung! Die stören doch nur oder haben eine eigene Meinung…“

Also allein schon wegen diesem Zitat machen wirs. Versprochen.

Nächste Folge folgt 🙂